Eine pferdegestützte Übung – dreifache Wirkung. Worauf es als Coach zu achten gilt!

Es gibt viele pferdegestützte Übungen, die im Coaching eingesetzt werden können. Aus Sicht eines Pferdemenschen scheinen diese vielleicht kinderleicht zu sein. Doch deren Wirkung kann umso vielfältiger sein. Daher muss sich jeder Coach, der mit Pferden arbeitet, immer wieder kritisch fragen: Was wirkt im Coaching eigentlich? Worauf muss ich achten, um für meine Kunden ein erfolgreiches Angebot bieten zu können? Und welche Übungen machen im pferdegestützten Coaching Sinn? Mache A und es geschieht B funktioniert in der Arbeit mit Menschen und Pferden nicht.

Das Bedürfnis nach Sicherheit

In den Berater*innen Ausbildungen und Workshops, die ich bereits gehalten habe, wird mir eins immer deutlich: Die Teilnehmer*innen möchten am liebsten ganz viele Methoden lernen. Konkrete Techniken, die das Leben als Coach vermeintlich vereinfachen. Tools, Fragebögen und Anleitungen, die einfach sind. Sie vermitteln dem Coach und damit auch dem Coachee eine Art Sicherheit im komplexen Coachingprozess.

Nicht umsonst gibt es ganze Bücher, die als Nachschlagewerk eine Coaching Technik nach der anderen aufgelistet haben. Diese sind wichtig, wenn ich eine neue Inspiration brauche oder bewusst eine neue Übung bei einem neuen Fall ausprobieren möchte. Doch die Kenntnis aller Methoden dieser Welt, reicht für ein wirkungsvolles Coaching nicht aus!

Coaching ist mehr als Technik

Die Kunst wirkungsvollen Coachings kann ein Coach nicht als bloße Technik erlernen. Es reicht nicht aus zu wissen wie bestimmten pferdegestützte Übungen funktionieren. Es reicht nicht aus diese geschickt anleiten zu können. Es reicht nicht aus einem starren Fahrplan für die Coachingsitzung zu folgen.

Denn es kommt darüber hinaus an auf

  • das Timing
  • das Gespür für den richtigen Zeitpunkt
  • die Intuition bei der Auswahl der passenden Methode
  • die Empathie mit dem Coachee
  • die Flexibilität im Prozess
  • die treffsichere Reflexion
  • der passgenaue Transfer auf das Problem des Coachees.

Wie Sie den Erfolg nicht dem Zufall überlassen

Es braucht also emotionale Kompetenz und die Fähigkeit zur Synchronisation (mehr über das Prinzip der Synchronisation gibt es hier zu lesen). Lernen wir nur die Methoden und Techniken auswendig, können wir das Coaching nicht individuell an das Anliegen, den Prozess und die Lösungsfindung des Coachees anpassen. Der Erfolg bleibt damit mehr oder weniger dem Zufall überlassen. Außerdem kann eine Übung ganz unterschiedliche Anliegen bedienen und somit Wirkungen entfalten.

Drei Praxisbeispiele

Hier sind drei Beispiele aus meiner Praxis, die zeigen wie eine grundlegende pferdegestützte Übung jeweils ganz Unterschiedliches bewirken kann.

Die Übung

Eine bekannte pferdegestützte Übung besteht darin, dass der Coachee gemeinsam mit dem Pferd am Strick einen Hindernisparcours bewältigen soll. Die Hindernisse können dabei durch den Coach oder den Coachee ausgewählt sein und unterschiedliche Schwierigkeitsgrade aufweisen (für eines meiner Coachingpferde ist es z.B. schier unmöglich über eine am Boden liegende Stange zu laufen 😉).

Hindernisparcours als pferdegestützte Coaching Übung
Hindernisparcours als pferdegestützte Coaching Übung

Was ist der Zweck dieser Übung? Es geht nicht um Bodenarbeit oder darum zu lernen wie man ein Pferd führt! Es geht darum durch die Reflexion der Übung mit dem Coachee dessen typischen Mustern, Blockaden, Emotionen, unbewussten Bedürfnissen, etc. auf die Spur zu kommen. Es geht nur um die wachsende Selbstkenntnis des Coachees. Unsere Pferde helfen uns dabei, denn sie zeigen durch ihre Reaktion welche Körpersprache und emotionale Befindlichkeit der Coachee mitbringt. Und schon eine kleine pferdegestützte Übung kann vielfältige Impulse bieten und Wirkungen erzielen.

Beispiel 1: Klare Führung

Die Parcours Übung kann ganz klassisch für Anliegen im Bereich Führung genutzt werden. Schließlich führt der Coachee das Pferd über Hindernisse. Durch die Beobachtung der Körpersprache des Coachees können Hypothesen über dessen Führungsstil abgeleitet werden. Z. B. macht es einen Unterschied, ob der Führstrick sehr straff, sehr dicht am Halfter oder locker durchhängend gehalten wird. Die Körperhaltung und Schrittlänge des Coachees verrät Einiges über den Stresslevel. Auch wenn das Pferd vor einem Hindernis stehen bleibt, kann sich das Muster des Coachees im Umgang mit Konflikten oder Problemen zeigen. Diese Impulse werden gemeinsam diskutiert und relevante Punkte auf den Führungsalltag transferiert.

Beispiel 2: Mehr Selbstbewusstsein

Da der Coachee diese Übung unweigerlich mit seinen intuitiven Mustern durchläuft, kann sie auch für weitere Anliegen hilfreich sein, die das Selbstbewusstsein betreffen. So hatte ich z. B. einen Coachee, der bereits beim ersten Durchgang den Parcours nahezu ohne Probleme meisterte. Nur die aller letzte Stange vor dem Ziel wurde nicht ohne kurze Pause bewältigt (kleine Erinnerung: das ist zunächst immer ein Problem für mein Pferd 😉!). Für mich also keine Überraschung. Der Coachee schätzte seine Leistung jedoch mit der Schulnote 4 ein. Ich hätte es eher mit einer 1,5 getan. Die folgende Videoanalyse zeigte den Gap zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung nochmals deutlich auf. Die Erkenntnis über die negativ verzerrte Selbsteinschätzung war ein wichtiger Schlüssel zu mehr Selbstvertrauen.

Beispiel 3: Teamspirit

Wird diese Übung bei einem pferdegestützten Teamworkshops eingesetzt, beobachten sich die Teilnehmer gegenseitig bei immer der gleichen Übung. Die Aufgabe ist für alle die gleiche, doch jeder setzt sie anders um. Somit wird die Unterschiedlichkeit im Team gefördert und das gegenseitige Verständnis im Team geschärft. Denn jeder tickt anders!

Die Lösung: Vom Ziel her denken

In einer vermeintlich leichten Übung kann also eine ganze Menge an Themen stecken, die es gilt bewusst zu berücksichtigen. Wie wählt der Coach nun im Prozess die passende Übung aus? Indem er zunächst das Anliegen und das Ziel des Coachees gründlich klärt. Denn das ist die Grundlage für die Methodenwahl. Das Ziel gibt auch die Perspektive der anschließenden Interpretation vor. Wie eben gezeigt wurde, kann ein und dieselbe Übung auf mindestens drei unterschiedliche Arten wirken. Die anschließenden Reflexionsfragen und der Transfer auf das praktische Problem des Coachees sind daher die Garanten für Wirkung, nicht die Übung an sich.

Es braucht ein fundiertes Methodenrepertoire UND Coachingskills, um die Wirkung der Übung entfalten zu können - durch die richtigen Fragen hinterher. Die Reflexion mit den Pferden kann viele Impulse geben, doch der Coach ist dafür verantwortlich diese zielführend für den Coachee weiter zu verarbeiten. Gemäß meines Mottos:

„Es ist an der Zeit die Macht von Pferden im Coaching wirkungsvoll zu nutzen.“

Fragen?

Wenn Sie Coach sind oder gern wären und mehr darüber erfahren möchten, fragen Sie mich 😊!

In meinem online Kalender gibt es noch frei Termine. Gern berichte ich Ihnen mehr wie pferdegestütztes Coaching wirkt, welches wissenschaftliche Wirkmodell dahinter steckt und wo Sie all diese Kompetenzen lernen können – sogar mit Zertifikat der Universität Heidelberg.

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